Kartenrollenspiel – Geht so etwas?

Ich beschäftige mich schon seit längerem mit dem Gedanken ein Rollenspiel in Kartenform zu pressen, also jetzt nicht die Battlemap und verschiedenen Umgebungskarten sondern Spielkarten in der Art von Magic. Der Grund dafür ist, ich mag es gerne haptisch. Sprich ich möchte beim spielen etwas anfassen können, außerdem bieten Karten noch ganz andere Vorteile.

Zum Beispiel können Regeln auf den Karten für die jeweilige Aktionen abgedruckt werden was einem das nachblättern im Regelwerk erspart und man kann die vielen schönen Bilder die immer in einem Regelwerk stecken und die eigentlich nur sehr selten gesehen werden auch auf die Karten mit abdrucken was dem Spiel nochmal mehr Flair verleiht.

 

Mir kam dann die Frage: Gab es so etwas überhaupt schon?

Dafür kann man sich mal auf dem Markt genauer umsehen. Hier gibt es schon verschieden Varianten wie Beispielsweise das bekannte und sehr beliebte Munchkin Kartenspiel mit seinen unzähligen Iterationen und Interpretation verschiedener Rollenspiele. Allerdings ist Munchkin KEIN Rollenspiel sondern ein Karten- bzw. Gesellschaftsspiel ohne Hintergrund bzw. parodiert das Rollenspiel mit seinen lustigen Sonderbarkeiten.

Neben Munchkin als Kartenspiel mit Rollenspielaspekten gibt es noch andere, ähnliche Gesellschaftsspiele:

 

Was machen die Rollenspiele?

Mit Warhammer Fantasy in seiner aktuellsten Variante haben wir ein etwas sonderbares Rollenspiel das Karten verwendet. In diesem Rollenspiel geben die Karten an was für Aktionen mein Charakter beherrscht und packt die Regeln dazu direkt auf die Karte drauf, zudem verwendet das Rollenspiel noch verschiedene andere Karten um andere Regeln abzubilden wie Beispielsweise Wundkarten mit ihren verschiedenen Auswirkungen.

Warhammer Fantasy Rollenspiel
Das sind eine Menge Karten und Marker.

Warhammer Fantasy bietet ebenfalls Würfel an bzw. einen etwas anders gearteten Würfelpool. Es handelt sich hier um reguläre Würfel mit ganz eigenen Symbolen und diese im Verhältnis erst einmal zu verrechnen und dann das Ergebnis zu deuten kann manchmal ganz schön aufwendig sein. Versteht mich nicht falsch, es macht durchaus Spaß, vor allem wenn man die erste Einstiegsphase hinter sich hat und versteht wie der Würfelpool funktioniert, aber es macht auch vieles umständlicher als es seien müsste. Außerdem verzichtet Warhammer nicht auf einen Charakterbogen, er ist zwar enorm kleiner aber im Grunde hätte man das alles auch auf den Pass schreiben können wenn man sowieso einen brauch.

Anhand von Warhammer Fantasy sieht man recht gut das Karten hier nur als Hilfe genommen werden. Das gibt es aber in Rollenspielen schon recht oft, zu mindestens bei den bekannteren wo man Karten als Zusatzhilfe kaufen kann. Wie beispielsweise bei DSA, Pathfinder und Dungeons&Dragons.

Auch Savage Worlds verwendet Karten. Hier werden reguläre Spielkarten gezogen um die Initiative zu bestimmen, was eine relativ elegante und schnelle Lösung ist die Reihenfolge zu bestimmen, da man nichts notieren muss und die Karte direkt offen vor einem liegt und das ganze übersichtlicher gestaltet.

Ein Rollenspiel das ausschließlich auf Karten zurückgreift um seine Konflikte zu lösen ist Engel aus dem Haus Feder&Schwert. Hier haben die Karten keine Werte sondern zwei Bilder, sprich die Karte hat eine etwas abstrakte Doppelbedeutung die oft nicht eindeutig ist und es ist der Spielrunde überlassen wie diese zu interpretieren ist. Das ganze ähnelt, meiner Auffassung nach, oft dem deuten von Tarokarten. Allerdings bietet Engel noch ein reguläres W20 Regelwerk an, für diejenigen die mit den Karten nichts anfangen können oder wollen.

Und das war es im Grunde auch. Dachte ich bis vor kurzem als ich auf einen Blogeintrag von Merimac von Spiele-im-Kopf gestoßen bin der das ganze Thema ebenfalls behandelt hat.

Dort findet man nochmal eine etwas andere Auflistung zum Thema Kartenrollenspiel und der Artikel ist ebenfalls sehr interessant geschrieben, genauso wie sein eigener Ansatz für ein Kartenrollenspiel TriCard. Die Sache ist aber die: Wieso gibt es den nun keine RICHTIGEN Kartenrollenspiele, also diejenigen die auf ein Kartendeck anstelle eines Charakterbogens setzen?

Mich würde eure Meinung dazu mal interessieren. Würdet ihr so ein Kartenrollenspiel grundsätzlich ablehnen oder steht ihr dem offen gegenüber? Oder wäre es zu kostenintensiv im deutschen Raum, da die Rollenspiel-Community in Relation zu ihrer Kaufkraft zu klein wäre um ein solches Projekt finanziell stützen zu können? Oder war ich einfach nur Betriebsblind und mir ist das wichtigste entgangen?


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7 Kommentare

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  1. Es gibt schon noch einiges… …aber die Frage kommt schnell auf, was genau denn ein Kartenrollenspiel nun sein soll (im Sinne von: was jeder Einzelne darunter versteht).

  2. Wenn ich an neuen Ideen für ein Turbo-Fate-Szenario sitze, denke ich, dass man die Charaktererschaffung und den Charakterbogen ganz gut auf Karten bringen kann. Etwas ähnliches habe ich schon mal mit Splittermond gemacht (http://sprawldogs.blogspot.de/2015/10/neulich-gab-es-im-kreise-der-familie.html). Für Aspektkombinationen gibt es eine oder mehrere Karten, die Stunts stehen jeweils auf einer Karte… Man ist dann natürlich in seiner Entscheidung soweit eingeschränkt, wie es die Karten vorgeben, aber vereinzelt kann man ja auch wiederbeschreibbare Karten verwenden, z.B. für die Methoden. Wenn man die vorgeschlagenen Charakterklassen von Masters of Umdaar nimmt, hat man aber auch die komplett vordefiniert. Bei Turbo-Fate ginge es auf jeden Fall recht einfach, man bastelt seinen Charakter aus einer Kombination von Karten zusammen., hat für die letzten Aspekte vielleicht wiederbeschreibbare Karten. Dazu kommt dann noch, dass wir in der Spielrunde für Aspekte auch wiederbeschreibbare Karten verwenden (http://sprawldogs.blogspot.de/2016/03/so-much-around-ears.html). Und wenn man dann noch von Fudge/Fate-Würfeln auf ein Fate-Kartendeck (http://faterpg.de/fate-karten/) umsteigt, ist das Karten-Rollenspiel perfekt.

    • Danke für das hervoragende Beispiel. Ich denke, daran lässt sich sehr gut erkennen, inwiefern „Kartenrollenspiel“ ein sehr weiter Begriff ist – denn tatsächliche besondere Mechanismen gibt es hier ja überhaupt nicht, sondern es werden in diesem Beispiel einfach „nur“ die Materialien durch Karten ersetzt.

      (Nach diesem Muster könnte ich natürlich auch einen DSA4-Helden auf eine Karte schreiben – entweder eine entsprechend große, oder in entsprechend kleiner Schrift… – und die W20-Würfe durch Ziehen aus einem Stapel von Zahlenkarten 1-20 ersetzen.)

    • Vielen Dank euch beide für die Rückmeldung.

      @Markus: Das werde ich mir die Tage mal genauer ansehen, danke dir
      @blut_und_glas: Du hast natürlich recht, mittels Karten ersetzt man oft nur bestimmte Mechanismen und da bleibt natürlich immer die Frage offen was kann bzw. sollte man nur auf Karten machen.

      Was ich mir momentan vorstelle ist ein Kartenrollenspiel das in etwa so funktioniert wie Magic the Gathering. Also ein relativ kompaktes Kern-Regelwerk (in form eines kleinen Heftes) das anhand der Karten modifiziert wird.
      Die Kompetenzen die ein Charakter hat und normalerweise auf dem Charakterbogen vermerkt werden würde ich direkt als Deck umwandeln. Aber das ist noch alles sehr „ungefähr“ bei mir, also noch nichts konkretes von meiner Seite. Da wird aber noch mehr kommen 😉

  3. Für Dungeinslayers gibt es ein paar Fanwerke, die Karten für Talente, Monster oder magische Gegenstände anbieten. Gerade für Talente, die limitierten Einsatz, wie z.B. einmal pro Kampf, finde ich die Visualisierung mit Karten sinnvolle Ergänzung.
    Das System FUK! verwendet Karteikarten für Fertigkeiten. Der „Charakterbogen“ besteht dort aus 12 Fertigkeitskarten und einer 13. mit abgeleiteten Eigenschaftswerten.
    Ich hab auch schon mal überlegt, ob man ein Konfliktsytem entwickeln könnte, dass anstatt auf Würfelergennissen auf Kartenstichen, wie bei Skat basiert. Dabei bin ich aber noch zu keinem brauchbaren Ergebnis gekommen.

  4. … hmm. Nach den Prinzipien des (Sammel-) Kartenspiels Behind könnte ich mir durchaus ein Rollenspiel vorstellen. Und gerade wenn ich dahin schaue (oder richtung M:tG, dem Castle Ravenloft BG), dann entdecke ich überall aufgedruckte Charakterprofile – also „Charakterbögen auf Karten“.

  5. Ich finde die Idee eines Kartenrollenspieles faszinierend, aber ich habe noch kein wirklich befriedigendes Konzept dafür gesehen. Es gibt Spiele, die Karten als Zufallsgenerator einsetzen (das schon erwähnte Engel), oder als planbaren „Zufalls“generator – etwa Dragonlance 5th Age/Marvel SAGA, Castle Falkenstein oder das Kampfsystem aus dem australischen Lace & Steel. Das scheint aber nicht das zu sein, worum es dir geht.

    Rollenspiele, die Attribute, Klassen, Fertigkeiten usw. auf Karten auslagern, hat es auch schon gegeben. Dragon Storm wird von manchen Fans als gelungenstes Beispiel angesehen, aber ich fand es … unbefriedigend.
    https://boardgamegeek.com/thread/361894/dragon-storm-review-good-bad-and-ugly

    In Franreich ist das Spiel Corunea erschienen, das mich noch viel weniger ansprach.
    https://www.rpg.net/reviews/archive/13/13863.phtml

    Beide Spiele zeigen mir die größte Schwäche der Kartenrollenspiele: Während buchgestützte Systeme zum Hausregeln einladen und auf beliebige Settings angepasst werden können (ich habe Midgard/Star Wars d6/Warhammer FRP/AD&D/RQ immer nur auf eigenen Spielwelten angesiedelt), hat man bei Spielkarten durch die haptischen Elemente immer das offizielle Setting oder die offizielle Genre-Auslegung vor Augen. BESM kann ich als nicht-Anime-Universalsystem einsetzen (und habe es mit echten Anime-Verächtern gespielt), bei Warhammer Third Edition wird es sehr schwer, es für heroische, tolkieneske Fantasy einzusetzen. Bei Everway war das auch das KO-Kriterium für mich. Da war es noch weit schlimmer, weil die schiere Exotik der Kartenmotive traditionelle Fantasy sogar behinderte und unmöglich machte. Jede Runde hatte einen Tigermann, weil diese Karte so prominent war und es immer jemanden gab, der sie für seinen Charakter wählte…

    Diese Hürde hält mich auch davon ab, den Prototypen meines eigenen Kartenrollenspieles fertig zu machen… auch da wäre allein durch das Artwork, die Kartennamen oder den „Flavour Text“ ein Setting/Genre impliziert – selbst wenn es 08/15 Standardfantasy wäre.